05. April 2022

“Die Zeit als Spitzen-Bobfahrerin war eine Lebensschule”

“Die Zeit als Spitzen-Bobfahrerin war eine Lebensschule”

Früher Spitzen-Bobfahrerin, heute Physiotherapeutin bei Medbase. Michelle Huwiler erzählt uns im Gespräch, wie der Spitzensport sie noch heute prägt und was sie an ihrer Arbeit schätzt.

Michelle, du arbeitest seit rund sechs Jahren als Physio- und Craniosacral-Therapeutin bei Medbase. Daneben bietest du als Selbstständige Cranio-Therapien sowie Yogastunden an und betreust Spitzen-Triathletinnen und -Triathleten. Wie bringst du das alles unter einen Hut?

Für mich ist das nur eine Frage der Planung und Organisation. All diese Arbeiten bereiten mir so viel Freude und ich bin mit ganzem Herzen dabei. Daher würde ich es auch nicht Arbeiten nennen, sondern eher einen vielfältigen Alltag.

 

Wie wirkt sich dieser vielfältige Alltag auf deine Arbeit bei Medbase aus?

Durch meinen Hintergrund als Spitzensportlerin sowie meine Aus- und Weiterbildungen in den Bereichen Physio- und Craniosacral-Therapie kann ich Patientinnen und Patienten umfassender betreuen. Ich helfe den Patientinnen und Patienten mit verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten weiter. Unterstützen ist der Anker in meinem Berufsleben. Ich will Menschen auf ihrem Weg zur Genesung begleiten und sie dabei unterstützen, einen gesunden Alltag zu leben.

 

Wie kamst du überhaupt zu Medbase?

Der Sport hat mein Leben geprägt und fesselt mich noch heute. Auch wenn mir die Arbeit als Physiotherapeutin bereits nach dem Studium viel Freude bereitete, so fehlte mir doch der Bezug zum Sport. Heute arbeite ich an einem Ort, wo ich mich nicht nur wohlfühle, sondern sich auch noch meine Leidenschaft für den Sport mit meinem Beruf vereinen lässt – das ist sozusagen das Tüpfelchen auf dem i.

 

Du warst acht Jahre lang Spitzen-Bobanschieberin. Wie hat dich diese Zeit geprägt?

Es war ganz klar eine Lebensschule und ich fühle mich privilegiert, dass ich diese erleben durfte. Früher bestimmten Training, Essen und Schlafen meinen Alltag. Heute hat sich der Fokus etwas verschoben, das Setzen von Zielen ist aber geblieben. Ich halte mir diese vor Augen und arbeite darauf hin. Dabei bin ich mir bewusst, dass es Zeiten gibt, in denen man mit sich hadert und an sich selbst zweifelt. Da heisst es durchbeissen und am Ball bleiben. Erfolg und Misserfolg liegen im Spitzensport nahe beieinander. Und genau dies versuche ich meinen Patientinnen und Patienten täglich mit auf den Weg zu geben. Ob Spitzensport oder nicht – dranbleiben führt zu Erfolgserlebnissen.

 

Du warst im Namen von Medbase schon bei verschiedenen Sportanlässen wie beispielsweise Weltklasse Zürich im Einsatz. Was war dein persönliches Highlight?

Ich verstehe es als Zeichen der Wertschätzung, dass Medbase mir die Möglichkeit bietet, als Physiotherapeutin an solchen Anlässen im Einsatz zu sein. Ein besonderer Moment war für mich, als ich in Hamburg Nicola Spirig bei ihrem ersten Triathlon-Wettkampf nach der Babypause begleiten durfte. Es war unheimlich eindrücklich, so nahe an einer Topathletin zu sein und mitzubekommen, was sie als Person, Sportlerin, Mami und Frau leistet.


v.l.n.r.: Michelle Huwiler und Martin Narozny am Weltklasse Zürich Leichtathletik Meeting.

 

Wie ist es für dich, Spitzenathletinnen und -athleten zu begleiten?

Ich fühle und leide mit ihnen. Ich erinnere mich gut, wie es ist, an der Startlinie zu stehen. Vermutlich bin ich fast genauso nervös wie sie selbst. Ich bin mir bewusst, dass der Erfolg einer Spitzensportlerin oder eines Spitzensportlers von unzähligen Puzzleteilen abhängt, die perfekt ineinandergreifen müssen. Als Physiotherapeutin bin ich ein Puzzleteil in diesem Erfolgsbild.

 

2019 warst du in einem Dok-Film des Schweizer Fernsehens zu sehen. Nicht im Bob- sondern in einem Hundeschlitten. Wie kam es dazu?

Ja, eine wilde Geschichte. Eine Freundin von mir hatte den Aufruf gesehen und mich angemeldet. Ich mag Abenteuer und ich erlebe gerne Neues. Die Kombination aus Hunden, Schnee und Kälte reizte mich, weil ich gewisse Parallelen zum Bobfahren sah. Und so flog ich ein paar Wochen später nach Lappland, wo ich eine Woche mit Schlittenhunden in der Wildnis unterwegs war.


Michelle Huwiler beim Hundeschlittenfahren in Lappland.

 

Hört sich nach Abenteuer an.

Ja, es war eine unglaubliche Woche. Ich kam aus meiner Komfortzone raus. Bei minus 25 Grad im Zelt zu schlafen, hatte ich mir anders vorgestellt. Irgendwann wurde ich aber eins mit der Natur, spürte eine extreme Verbundenheit. Von da an fühlte ich eine Zufriedenheit, die ich kaum beschreiben kann.

 

Was ist von dieser Reise geblieben?

Der Blick fürs Wesentliche. Wir mussten uns in der Wildnis bei alltäglichen Selbstverständlichkeiten wie der Versorgung mit Wasser zu helfen wissen. Heute schätze ich diese Selbstverständlichkeiten noch mehr als früher.

 

Und welche Parallelen gab es effektiv zum Bobfahren?

Über den Schnee zu gleiten, war ähnlich wie im Eiskanal – auch wenn ich da sechs Mal schneller unterwegs war. Das Gefühl, im Moment zu sein, war ebenfalls genau dasselbe. Beim Bobfahren musste ich in dem einen Moment funktionieren und meine Bestleistung abrufen. Bei den Hundeschlittenfahrten war das nicht anders. Heute versuche ich im Alltag immer aufs Neue, im Moment zu sein. Diesen Punkt bringe ich bei meiner Arbeit als Physiotherapeutin ein. Als Patientin oder Patient in der Therapie bewegt man sich an seinen Grenzen. Da hilft es, sich darauf zu besinnen, dass jeder unbequeme Moment vorbeigeht.

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