Schwangere Frauen, Rüeblisaft und Wasser – so begann ein denkwürdiges Experiment. Im letzten Drittel der Schwangerschaft tranken 16 werdende Mütter drei Wochen lang regelmässig Rüeblisaft. Weitere 17 Mütter tranken ebenfalls Rüeblisaft, aber erst während der Stillzeit. Und 14 Mütter tranken während Schwangerschaft und Stillzeit nur Wasser.
Der entscheidende Moment kam, als die Babys etwa fünf Monate alt waren. Alle Mütter fütterten ihre Babys einmal mit einem Getreidebrei, der mit Rüeblisaft zubereitet worden war, und einmal gab es mit Wasser zubereiteten Getreidebrei. Dabei wurden sie gefilmt.
Das Ergebnis: Die Babys, die im Mutterleib oder während der Stillzeit Rüeblisaft «kennengelernt» hatten, mochten den Brei mit Rüebli-Gout sichtlich lieber als die Babys, die den Rüebligeschmack zum ersten Mal erlebten.
Schon im Mutterleib geprägt
«Kinder werden schon im Mutterleib im Hinblick auf spätere Geschmacksvorlieben geprägt. Je früher im Leben die Gewöhnung erfolgt, desto prägender ist sie», sagt die Ernährungspsychologin Ronia Schiftan aus Bern. Die Aromen können über das Fruchtwasser zum Embryo gelangen.
Im Kleinkindesalter geht die Prägung weiter – oft aber in die falsche Richtung. «Kinder bekommen häufig zu hören: ‹Jetzt musst du noch etwas Gesundes essen.› Oder: ‹Wenn du brav bist, bekommst du ein Dessert›», sagt Schiftan. So beginne das Kind, Nahrungsmittel zu bewerten. Nach dem Motto: «Gesund ist, was nicht gut schmeckt. Süsses oder Speisen, die es nicht oft gibt, sind hingegen eine Belohnung.»
Dopamin-Kick bei Belohnung
Tritt die Belohnung ein, wird im Gehirn der Botenstoff Dopamin ausgeschüttet, der ein kurzes Hochgefühl auslöst – und so verknüpft das Gehirn die süsse Belohnung mit dem angenehmen Dopamin-Kick. Ist diese Verknüpfung etabliert, wird schon beim Anblick der Leckerei Dopamin ausgeschüttet.
«Ob bestimmte Speisen glücklich machen, liegt wohl grösstenteils daran, was wir damit verbinden. Emotionen und Essen gehören zusammen», sagt Schiftan. Ob wir durch eine Omelette glücklich würden oder durch Brokkoli, hänge vor allem mit unserer Gewöhnung und den dazugehörigen Assoziationen zusammen.
Grosis duftender Kuchen, aromatische Erinnerungen an eine schöne Reise, das Festessen im Kreis der Liebsten – solche Momente verknüpfen wir mit positiven Erlebnissen und Geselligkeit. Die Speisen von damals rufen die Erinnerungen daran wieder wach. Das ist das Geheimnis der «Glücksnahrung».
Kulturelle Einflüsse
«Auch Getränke, zum Beispiel ein warmer Kakao, können mit liebevoller Zuwendung, Fürsorge oder Wertschätzung verbunden sein», sagt die Ernährungspsychologin. Hinzu kämen kulturelle Bewertungen: «In Japan zum Beispiel gelten Früchte als etwas ganz Besonderes. Bei uns dagegen wird häufiger teure Schokolade beworben.»
Mehr Dessert, mehr Schokolade, mehr Pommes-Chips verlangt das Gehirn aber auch, weil Menschen jahrtausendelang mit karger Nahrung auskommen mussten. Fettige, kohlenhydratreiche und süsse Speisen lieferten mehr Kalorien und sicherten das Überleben länger als wässriges Gemüse – das weiss der Körper noch heute intuitiv.
Tipps für Glücksgefühle
#1
Jemanden lieben, etwas Sinnhaftes tun und etwas haben, auf das man hoffen kann – diese drei Dinge braucht es, einer chinesischen Weisheit zufolge, um glücklich zu sein.
#2
Zum ersten Punkt gehören Freundschaften, sie zu bewahren und zu pflegen. Wer Menschen hat, mit denen sie oder er sich austauschen kann, lebt glücklicher. Denn geteilte Freude ist doppelte Freude.
#3
Ärgert man sich über etwas, lohnt es sich, innezuhalten und sich zu fragen: Ist das in einem Jahr noch relevant?
#4
In einer Tätigkeit aufgehen können verschafft ebenfalls ein tiefes Glücksgefühl. Und für die Zukunft: Sich drei kleine, erreichbare Ziele pro Woche vornehmen und diese umsetzen erhöht die Zufriedenheit. Beispielsweise ein Spaziergang im Grünen.
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( Dr. med. Martina Frei)