Christine, wie sieht dein Berufsalltag als Sportkardiologin aus?
Als Sportkardiologin ist die Leistungsdiagnostik nur ein Teil meiner Arbeit. Ich behandle hauptsächlich Athletinnen und Athleten, bei denen im Screening eine Auffälligkeit am Herzen entdeckt wurde oder die unter Beschwerden unklaren Ursprungs leiden. Die Herausforderung liegt darin, bei den Untersuchungen (EKG und Ultraschall) zu unterscheiden, ob es sich um krankhafte Befunde oder um trainingsbedingte Veränderungen handelt. Zudem schätzen wir das Risiko für Komplikationen, wie beispielsweise den plötzlichen Herztod, ab. Gemeinsam mit der Athletin oder dem Athleten wird eine Entscheidung getroffen, wie es weitergeht. Ziel ist, dass die sportliche Aktivität fortgeführt werden kann, aber sicher.
Du wirkst auch bei medizinischen Studien mit. Woran arbeitest du momentan?
Diese Unterform von Diabetes mellitus betrifft etwa 90% aller Erkrankten, meist Erwachsene. Bei Typ-2-Diabetes produziert die Bauchspeicheldrüse Insulin. Die Körperzellen sind jedoch dagegen resistent und nehmen Glukose unzureichend auf. Zum Ausgleich produziert die Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin, erschöpft sich aber über die Jahre – es kommt zum Insulinmangel. Die Erkrankung bleibt häufig lange unerkannt. Viele Betroffene leiden bei der Diagnose bereits an Folgeschäden an anderen Organen.
Wie wird man Dozentin für den CAS «Sex- and Gender-Specific Medicine»?
Ich war früher als interventionelle Kardiologin tätig. Dort fiel mir auf, dass bei vielen Frauen die Angina pectoris durch eine Gefässfunktionsstörung bedingt ist und nicht wie bei Männern durch Gefässverengungen. Diese Störung muss entsprechend anders behandelt werden. Im Laufe der Jahre habe ich mir in diesem Bereich Expertise angeeignet. Am Herzzentrum des Universitätsspitals Zürich habe ich Professorin Cathérine Gebhard vom CAS Studiengang kennengelernt, die mich als Dozentin einlud. Geschlechterspezifische Faktoren in die Behandlung einzubeziehen, ist im medizinischen Alltag wichtig – auch bei der Beurteilung von Sportlerinnen und Sportlern. Denn Frauenherzen reagieren anders auf Trainingsreize als Männerherzen.
( Dr. med. Christine Kissel, Fachärztin für Kardiologie und Sportkardiologie FMH)