20. Oktober 2021

Schnell im Schnee

Schnell im Schnee

Auf dem Weg zu ihren Höchstleistungen lassen sich viele Athletinnen und Athleten sowie Sportvereine aller Niveaus von den Medbase Sports Medical Centern unterstützen. Die Schweizer Langläuferin Laurien van der Graaff trainiert derzeit für die Olympischen Winterspiele in Peking. Im Gespräch erzählt sie, dass sie Erholung erst lernen musste und was sie am Langlaufen so begeistert.

Im letzten Winter haben Sie den wohl grössten Erfolg Ihrer Karriere gefeiert: die Silbermedaille an den Weltmeisterschaften im deutschen Oberstdorf. Geht man nach einem solchen Saisonabschluss beschwingt in die Sommerpause oder möchte man mit dieser Motivation direkt weiterlaufen?

Da sich die Sommerpause bei uns Langläufern auf zwei bis drei Wochen Ferien im April/Mai beschränkt, habe ich mich sehr auf diese Erholungsphase gefreut. Danach bin ich aber mit Begeisterung wieder ins Training gestartet.

Wie sehen Ferien bei einer Profiathletin aus? Können Sie abschalten und nichts tun oder sind zwischendurch leichte Trainings zu absolvieren?

Mittlerweile kann ich gut abschalten und entspannen, ich gewöhne mich auch schnell ans «Nichtstun». Dies war früher manchmal nicht der Fall, sodass ich zu wenig erholt ins Sommertraining startete. Doch aus diesen Fehlern habe ich gelernt und achte nun immer darauf, dass ich zu 110 Prozent erholt bin, wenn ich das Training wieder aufnehme.

Das Sommertraining und die Vorbereitung auf die Wettkampfsaison gelten als sehr anstrengend. Empfinden Sie das auch so?

Diese Frage kann ich ganz klar mit «Ja» beantworten. Ich trainiere täglich zweimal, zum Teil sehr intensiv. Man probiert in jedem Bereich, seine Grenzen auszuloten. Neben der körperlichen Anstrengung erfordert das auch viel Konzentration. Diese mentale Komponente ist nicht zu unterschätzen. Eigentlich ist man das ganze Sommertraining über müde. In den Wochen vor den ersten Wettkämpfen reduziert man dann das Training und probiert sich zu erholen, um frisch in die Saison zu starten.

Zum Sommertraining gehört auch ein Leistungstest. Diesen absolvieren Sie jeweils bei Medbase. Was bringt Ihnen dieser Test?

Für uns Spitzensportler sind zwei Leistungstests pro Jahr fester Bestandteil der Saisonvorbereitung. Ein Laktatstufentest dient zur Bestimmung unserer aktuellen Ausdauer mithilfe der Puls- und Laktatwerte. Das ermöglicht uns ein zielorientiertes und individuelles Training. Bei der Spiroergometrie werden die Leistungsfähigkeit von Herz und Lunge sowie die maximale Sauerstoffaufnahme gemessen. Aufgrund der Atemanalyse können die Intensitäts- und Trainingszonen genau festgelegt werden, damit man in der richtigen Geschwindigkeit, also mit den optimalen Pulswerten, trainiert. Für mich als Leistungsathletin ist das ein Muss, ich empfehle es aber auch meinem Umfeld. Jede Sportlerin und jeder Sportler, vom Einsteiger bis zum Profi, erhält durch eine Spiroergometrie wichtige Informationen – egal ob das Ziel lautet, ein besseres Fitnesslevel zu erreichen, überhaupt mit dem Sport anzufangen, sich gesünder zu fühlen oder für einen Wettkampf zu trainieren. Eine Standortanalyse mit einer Auswertung der individuellen Trainingszonen hilft, «richtig» zu trainieren und schneller Fortschritte zu machen.

Im Februar 2022 stehen die Olympischen Spiele in Peking an. Ist das Ihr Saison-Highlight oder gibt es andere Rennen, auf die Sie sich besonders freuen?

Olympia ist eindeutig das Hauptziel in dieser Saison. Auf die Wettkämpfe in Peking fokussiere ich mich, ihnen wird alles andere untergeordnet. Ich freue mich aber auch sehr auf die Heimwettkämpfe in Davos und auf der Lenzerheide. Dort will ich mich natürlich von meiner besten Seite zeigen, also möglichst schnell laufen.

Sie sind polysportiv sehr begabt, spielten in Ihrer Jugend auch Fussball und Tennis. Weshalb haben Sie sich schliesslich für Langlauf entschieden?

Wenn ich manchmal am Abend völlig erschöpft auf dem Sofa liege, frage ich mich das auch … hätte ich doch eine andere Sportart gewählt! Nein, Spass beiseite: Wir hatten in Davos eine super Jugendförderung im Langlauf. Dies und die anderen Kinder in der Gruppe haben mir so viel Freude bereitet, dass ich beschlossen habe, Langlauf als Profisport zu betreiben.

Was gibt Ihnen das Langlaufen, was fasziniert Sie daran?

Extrem viel. Am meisten geniesse ich das Freiheitsgefühl, wenn ich auf den Skiern stehe. Ich kann für mich in Ruhe trainieren oder zusammen in der Gruppe ein intensives Training absolvieren. Der Mix zwischen Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Technik ist herausfordernd, aber dadurch auch spannend, jedes Mal wieder.

Wem empfehlen Sie Langlaufen?

Jedem und jeder. Grundsätzlich möchte ich alle motivieren, Langlauf auszuprobieren – und nicht schon nach dem ersten Versuch aufzugeben. Ich sage immer: «Die ersten zwei bis drei Mal sind unheimlich anstrengend, aber sobald man das Gleitgefühl auf den Skiern entdeckt, ist es wunderschön.»
 



Lauriens Langlauf-Tipps

#1
Keine zu warmen Kleider anziehen. Man bewegt sich zwar draussen und auf Skiern, doch Skihose und -jacke sind hier fehl am Platz.

#2
Anfänger sollten zu Beginn ein bis zwei Unterrichtsstunden nehmen. So erhalten sie eine grundlegende Einführung in den Sport.

#3
Keine Angst vor einem Sturz. Fast jeder fällt am Anfang ein paar Mal in den Schnee. Das ist normal und praktisch immer schmerzfrei.

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