22. Februar 2023

Diabetes mellitus – wenn der Zucker im Blut bleibt

Diabetes mellitus – wenn der Zucker im Blut bleibt

Diabetes ist die mit Abstand häufigste Stoffwechselerkrankung. In der Schweiz sind etwa 4,5% der Bevölkerung betroffen. Die WHO geht von weltweit 422 Millionen Zuckerkranken aus. Dipl. med. Martin Litzel erklärt, worum es sich bei der Krankheit handelt und wie sie behandelt wird.

Was ist Diabetes mellitus?

Diabetes mellitus bedeutet sinngemäss «honigsüsser Ausfluss» und beschreibt den süssen Urin, anhand dessen die Erkrankung früher festgestellt wurde. Bei allen Diabetesformen ist der Blutzuckerspiegel erhöht, was zu Beschwerden und Folgeerkrankungen führen kann. Die gestörte Regulation des Zuckerspiegels im Blut ist vor allem von der Wirkung von Insulin abhängig. Das lebenswichtige Hormon wird für den Transport der Glukose (Zucker) in die Körperzellen benötigt.

Wie wird Diabetes erkannt? 

Die Früherkennung von Diabetes mellitus ist von grosser Bedeutung, um Folgeerkran-kungen zu vermeiden. Hausarztpraxen sowie Apotheken bieten unkomplizierte Tests an, die auch Vorstufen der Erkrankung erkennen. Solche Tests sind unabhängig vom Alter für alle Personen mit den Risikofaktoren Übergewicht, Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung und genetische Veranlagung empfohlen.  

Was ist Diabetes mellitus Typ 2?

Diese Unterform von Diabetes mellitus betrifft etwa 90% aller Erkrankten, meist Erwachsene. Bei Typ-2-Diabetes produziert die Bauchspeicheldrüse Insulin. Die Körperzellen sind jedoch dagegen resistent und nehmen Glukose unzureichend auf. Zum Ausgleich produziert die Bauchspeicheldrüse immer mehr Insulin, erschöpft sich aber über die Jahre – es kommt zum Insulinmangel. Die Erkrankung bleibt häufig lange unerkannt. Viele Betroffene leiden bei der Diagnose bereits an Folgeschäden an anderen Organen.

Was tun bei Typ-2-Diabetes? 

Gesunde Ernährung und regelmässige Bewegung haben eine enorme Auswirkung auf den Krankheitsverlauf. Eine professionelle Ernährungsberatung vermittelt das notwendige Wissen und hilft bei der Anpassung der Ernährungsgewohnheiten. Bei Übergewicht kann eine Gewichtsreduktion zu einer Normalisierung des Zuckerstoffwechsels führen. Durch die selbstständige Kontrolle der Blutzuckerwerte können Betroffene den Therapieerfolg täglich im Auge behalten.

Welche Medikamente gibt es?  

Der bewährte Wirkstoff Metformin verbessert beispielsweise die körpereigene Wirkung von Insulin. Die regelmässige Anwendung von GLP-1-Analoga führt zu einer Gewichtsreduktion und steigert zudem die Insulinwirkung. SGLT-2-Hemmer bewirken, dass mehr Zucker über die Nieren ausgeschieden wird. Produziert die Bauchspeicheldrüse zu wenig Insulin, muss es mit einer täglichen Spritze zugeführt werden. Welche Therapie im Einzelfall geeignet ist, bestimmt die Diabetologin oder der Diabetologe, die Hausärztin oder der Hausarzt. Um Folgeschäden rechtzeitig zu erkennen, sind regelmässige ärztliche Kontrollen notwendig. 

Was ist Diabetes mellitus Typ 1?

Von Typ-1-Diabetes sind häufig Kinder und junge Erwachsene betroffen. Bei dieser Form greift die körpereigene Immunabwehr die insulinproduzierenden Inselzellen in der Bauchspeicheldrüse an. Der Insulinmangel führt zur Abnahme des Körpergewichts, zu starkem Durst, häufigem Wasserlösen und zur Leistungsminderung mit allgemeinem Krankheitsgefühl. Die Symptome treten oft kurz nach Ausbruch der Erkrankung auf. Neben einer genetischen Veranlagung scheinen Umweltfaktoren und Viruserkrankungen auslösende Faktoren zu sein. 

Wie wird Typ-1-Diabetes behandelt?

Die Behandlung erfolgt immer mit Insulin, das in der Regel mehrmals täglich gespritzt wird. Kleine Sensoren am Körper können den Blutzuckerspiegel stetig messen und bei Bedarf Alarm schlagen. Das hilft, Unterzuckerungen zu verhindern oder rechtzeitig zu erkennen. Smarte Insulinpens protokol-lieren die durchgeführten Injektionen, was die Optimierung der Therapie erleichtert. Vermehrt kommen auch halbautomatische Insulinpumpen zum Einsatz. Es ist in jedem Fall sehr wichtig, dass Betroffene gut über die Wirkung von Insulin und den Einfluss der Ernährung auf ihren Blutzuckerspiegel Be-scheid wissen. Diabetes- und Ernährungsbe-ratung bieten entsprechende Schulungen an

Insulinpumpen

Insulinpumpen kommen bisher nur bei Typ-1-Diabetes zum Einsatz. Die Geräte sind 6 bis 9 cm gross und verabreichen über einen winzigen Schlauch stetig Insulin in das Unterhautgewebe. Die Insulinmenge wird individuell festgelegt und in der Pumpe einprogrammiert. Modernere «Hybrid-Closed-Loop-Pumpen» empfangen ständig Blutzuckerwerte eines separaten Sensors, der am Körper getragen wird. Bei erhöhten Blutzuckerwerten gibt die Insulinpumpe selbstständig zusätzliches Insulin ab, um den Blutzuckerwert zu regulieren. Bei sinkenden oder zu niedrigen Blutzuckerwerten stoppt die Insulinabgabe und ein Alarm wird abgegeben. Durch einen Algorithmus lernt die Pumpe, den Insulinbedarf der Trägerin oder des Trägers immer besser kennen, und die halbautomatische Insulinabgabe wird präziser. Bei Mahlzeiten muss jedoch die Menge der gegessenen Kohlenhydrate auf der Pumpe eingegeben werden.

( Dipl. med. Martin Litzel, Facharzt Endokrinologie und Diabetologie FMH)

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