Sibylle Matter, welches sind deine Hauptaufgaben als Chief Medical Officer?
Ich sorge für eine gute Gesundheit der Athletinnen und Athleten im Nationalkader. Bei Verletzungen setze ich mich dafür ein, dass sie schnell wieder einsatzbereit sind. Ziel ist jedoch, dass sie langfristig gesund bleiben. Zudem ist die Koordination und Kommunikation mit den Sportärztinnen und -ärzten, dem Team der Physiotherapie, den Coaches sowie der Chefin Leistungssport von Swiss Triathlon ein grosser Teil meiner Arbeit.
Wie sieht die Betreuung der Athletinnen und Athleten aus?
Die Athletinnen und Athleten werden zu Hause meist von ihren bekannten medizinischen Fachpersonen betreut, die oft auch für den Verband tätig sind. Einmal pro Jahr wird eine von World Triathlon verlangte sportärztliche Untersuchung durchgeführt. Zudem sind wir bei EM und WM vor Ort im Einsatz und betreuen die Athletinnen und Athleten vor, während und nach dem Wettkampf.
Wie sieht ein typischer Wettkampftag mit dir als betreuender Sportärztin aus?
Ich integriere mich ins Betreuerteam und helfe mit, wo ich kann. Wenn Start und Ziel nicht am selben Ort sind, teilen wir uns auf der Wettkampfstrecke auf. Selbstverständlich warte ich nicht untätig, bis allenfalls ein Unfall passiert, sondern helfe dem Team und übernehme auch Aufgaben, die nicht medizinischer Art sind. So informiere ich beispielsweise über Penaltys oder Zeitrückstände während des Rennens. Die Athletin oder der Athlet hat immer Priorität. Stürzt jemand oder es taucht eine medizinische Frage auf, kümmere ich mich zuallererst um diese Person. Unfälle passieren leider immer wieder. Falls die Ambulanz aufgeboten wird, versuche ich mit der oder dem Verletzten ins Spital mitzufahren.
Was sind die gängigsten Probleme am Wettkampf, abgesehen von schwerwiegenden Verletzungen?
Erkältungen oder Verdauungsprobleme. Ich bespreche mit den Athletinnen und Athleten, wie sie damit am besten umgehen und diese Probleme vermeiden können. Bei Anlässen mit mehreren Wettkämpfen in Folge mache ich die Athletinnen und Athleten darauf aufmerksam, wie wichtig es ist, den Energiespeicher zwischen den Wettkämpfen wieder aufzufüllen.
Was schätzen die Athletinnen und Athleten an deiner Betreuung?
Ich denke, sie schätzen es, dass ich bei (medizinischen) Problemen oder Fragen einfach für sie da bin. Viele sind auch froh, wenn ich sie zur Dopingkontrolle begleite.
Was möchtest du den jungen Triathletinnen und -athleten mit auf den Weg geben?
Ich finde es wichtig, dass junge Athletinnen und Athleten verstehen, dass ihr Körper ein Werkzeug ist, das gepflegt werden muss. Sie sollten lernen, achtsam mit ihm umzugehen. Dieses Bewusstsein wächst nach und nach, ist jedoch das Geheimrezept.
Was wissen die wenigsten über deine Aufgaben?
Vielleicht, dass meine Aufgaben übergreifend sind. Ich bin nicht nur in medizinischen Belangen für die Athletinnen und Athleten da. Ich trage ihnen auch mal den Rucksack. So wächst das Vertrauen. Sie geben mehr von sich preis und ich kann mit ihnen Themen besprechen, die auf den ersten Blick nicht auffallend waren.
Steckbrief
![]() | Sibylle Matter ist als Chief Medical Officer die primäre Ansprechperson für Triathletinnen sowie -athleten und leitet das Medical Team. Neben ihrem Mandat bei Swiss Triathlon arbeitet sie im 60%-Pensum als Sportärztin bei Medbase Bern Zentrum. Zudem ist sie bei Swiss Olympic im Projekt «Frau und Spitzensport» und bei Swiss Cycling als Verbandsärztin tätig. Von 1996 bis 2010 war Sibylle im Nationalkader von Swiss Triathlon, nahm an den Olympischen Spielen in Sydney 2000 teil und erreichte unter anderem beim Ironman Hawaii die Top Ten. |
Liz Davidson, was ist dein Auftrag vor, während und nach dem Wettkampf?
Als Sportphysiotherapeutin bin ich Teil des multidisziplinären Hochleistungsteams. Aufgrund der begrenzten Anzahl von Betreuenden, die zu Wettkämpfen reisen können, begleitet teilweise nur die Physiotherapeutin oder der Physiotherapeut das Team. Ich schätze es sehr, dass ich in solchen Fällen Sibylle Matter oder eine andere Person aus dem Ärzteteam bei Bedarf kontaktieren kann. Zusätzlich ist auch immer eine Wettkampfärztin oder ein Wettkampfarzt vor Ort. Die Athletinnen und Athleten haben vor den Rennen ihre eingeübten Routinen in Bezug auf Training, Schlaf, Ernährung und Physio-Behandlung. Wir unterstützen sie bei Bedarf. Zudem nehmen wir an den medizinischen Pre-Race-Briefings teil und stellen uns bei der Wettkampfärztin oder beim Wettkampfarzt vor. Während des Wettkampfs sind wir Teil des Support-Teams und unterstützen bei allen Bedürfnissen vor, während oder nach den Rennen. Diese variieren von Person zu Person und von Ort zu Ort. An den Olympischen Spielen in Tokio war ich beispielsweise stark mit Hitzeschutzmassnahmen beschäftigt.
Bist du in der Vorbereitungszeit mit den Athletinnen und Athleten im Austausch oder haben alle ihre individuelle Ansprechperson für die Physiotherapie?
In der «Off-Saison» unterstütze ich die Athletinnen und Athleten während ihrer Wintertrainingsblocks im neuen nationalen Leistungszentrum in Sursee mit wöchentlichen Physio-Einsätzen. Zusammen mit den verschiedenen Coaches versuchen wir potenzielle Verletzungsrisiken zu identifizieren und Verletzungen zu minimieren.
Kennst du vorgängig die Wehwehchen der Athletinnen und Athleten?
In der Regel erhalten wir alle notwendigen Verletzungsinformationen. Dies ist besonders vor Wettkämpfen sehr wertvoll.
Wie oft bist du selber an Wettkämpfen mit dabei?
Ich bin im Durchschnitt drei Wochen pro Jahr in Trainingslagern und an Wettkämpfen dabei. Das Sportphysio-Team besteht aus insgesamt vier Therapeutinnen und Therapeuten, die in den verschiedenen Regionen der Schweiz vor Ort sind. Ich koordiniere und plane die Physio-Einsätze des Teams für die Saison.
Steckbrief
| Liz Davidson ist seit sechs Jahren als Lead-Physiotherapeutin für das Physiotherapie-Team von Swiss Triathlon zuständig. Nebst ihrer Haupttätigkeit als Physiotherapeutin im Sports Medical Center Medbase Zürich Löwenstrasse ist sie beim Schweizerischen Verband für Pferdesport für verletzungspräventive muskuloskelettale Screenings und spezifische Trainingsprogramme zuständig. Sie war Teil des Swiss-Olympic-Teams für die Swiss-Triathleten. Zudem war sie als Sportphysiotherapeutin für alle Pferdesport-Disziplinen bei den Olympischen Spielen in Tokio 2020 tätig. |
( Sibylle Matter & Liz Davidson)